Boreout

Zwischen Papierfliegern und Luftlöchern

Wenn Arbeitnehmerpotenziale ungenutzt bleiben

Nur wenige Krankheiten äußern sich so kreativ wie diese: Papierflieger basteln, mit den Augen Luftlöcher formen oder aus allen herumliegenden Gummibändern einen großen bunten Ball basteln. Was lustig klingt, hat für viele Arbeitnehmer einen ernsten, teils krank machenden Hintergrund. Unterforderung am Arbeitsplatz kann schnell zur Belastungsprobe werden. Seit 2007 gibt es sogar einen medizinischen Fachbegriff dafür: Boreout!

Boreout: Die Symptome

Alle Emails sind sortiert, Akten abwechselnd nach links und rechts geordnet und sämtliche aktuellen Tageszeitungen gelesen – und es ist noch nicht einmal Mittagspause.
Das Boreout Syndrom ist das Gegenteil vom Burnout: Während die Krankheit der Manager Überforderung zur Ursache hat, ist Boreout das Leiden der Unterforderten.
Sicher hat beinahe jeder schon Situationen im Arbeitsalltag erlebt, in denen nichts zu tun war und die Aufgaben monoton. Schlimm wird es, wenn aus einer vorübergehenden Phase ein Dauerzustand wird.

Das Boreout-Syndrom kann qualitative und quantitative Ursachen haben:

■Quantitative Unterforderung: Von einer quantitativen Unterforderung spricht man, wenn es zu wenig Arbeit gibt. Rund 30% aller Arbeitnehmer verbringen 2 Stunden täglich mit der Erledigung privater Angelegenheiten, weil es ihnen an Arbeit fehlt.

■Qualitative Unterforderung: Dies betrifft gut ausgebildete, qualifizierte Arbeitskräfte, die ausschließlich mit leichten, anspruchslosen Tätigkeiten beauftragt werden. Sie könnten deutlich mehr leisten und langweilen sich bei Routinearbeiten.

Gründe: Wie ein Boreout-Syndrom entsteht

Boreout-Erkrankte sind nicht faul: Sie wollen arbeiten, können aber nicht. Langeweile stellt sich ein, der Tag vergeht nicht.

Es beginnt mit dem Gefühl, mehr leisten zu können, als man darf. Wirklich auslaugend wird es dann, wenn unterforderte Arbeitnehmer gegenüber Kollegen und Vorgesetzten Geschäftigkeit vortäuschen, weil sie ihren Job nicht verlieren wollen. Die Langeweile wird mit gestresstem Treiben kaschiert. Im Ergebnis stellen sich Antriebslosigkeit ein sowie Schlafstörungen und alle typischen Symptome, die auch beim Burnout auftreten.

Hinzu können körperliche Beschwerden wie Kopf- und Magenschmerzen kommen. Alle Symptome des Boreout-Syndroms sind eine Folge von Stress, der durch Unterforderung ausgelöst wird.

Oft beginnt die Unterforderung schon am ersten Arbeitstag: Wenn ein Arbeitnehmer seinen neuen Job mit anderen Erwartungen angeht, als tatsächlich an ihn gestellt werden. Er ist überqualifiziert für eine Position und kann seine Potenziale nicht nutzen.

Viele Chefs geben ungern Kompetenzen weiter. Gut qualifizierte Arbeitnehmer dürfen nur Hilfstätigkeiten übernehmen; ihnen fehlen Erfolgserlebnisse, Herausforderungen und das Gefühl, etwas geleistet zu haben.
Vielleicht sind auch neue Technologien in der Branche entwickelt worden, die Arbeitnehmern jetzt die Arbeit nehmen. Im Ergebnis sitzen Arbeitnehmer ihre Zeit einfach ab.

Tipps, um Boreout entgegen zu wirken

Arbeitnehmer haben ein Recht auf Beschäftigung, das sie sogar gerichtlich durchsetzen können.
Unterforderung der Arbeitnehmer wird schnell zur Überforderung für Arbeitgeber. Chefs sollten regelmäßig überprüfen, ob sie ihren Arbeitnehmern sinnvolle und anspruchsvolle Tätigkeiten übertragen oder zumindest für eine gute Mischung sorgen. Arbeitgeber sollten für ihre Angestellten Perspektiven schaffen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten.
Arbeitnehmer dagegen sollten in sich gehen und überlegen, ob sie sich vielleicht generell für den falschen Beruf entschieden haben oder ob es tatsächlich am Arbeitgeber liegt. Vielleicht können Sie sich eigeninitiativ mehr einbringen, Vorschläge unterbreiten oder sich weiterbilden, um weitere Funktionen übernehmen zu können.

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