Zeugnis oder Zange

Wie wichtig sind Zeugnisse und Abschlüsse gegenüber Praxiserfahrungen auf dem Arbeitsmarkt?

Es ist seit jeher das beste Argument, mit dem Eltern ihre Kinder zum Lernen für die Schule motivieren können: „Du brauchst ein gutes Zeugnis, sonst wird nichts aus dir.“ Dieser Satz duldet bis heute keinen Widerspruch. Oder? Stehen auch heute noch tatsächlich Abschlüsse über der bisherigen Praxis im Arbeitsleben?

Sicher lässt sich diese Frage kaum mit einem klaren Ja oder Nein beantworten und dennoch ist eine klare Tendenz erkennbar. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich heute so dynamisch wie noch zu keiner anderen Zeit. Wo man früher eben Bäcker oder Klempner oder Verkäufer wurde, kann man heute eben auch Social Media Manager, Soil Movement Engineer oder Nourishment Production Assistant werden.

Für die meisten der Berufe, die erst in der jüngsten Vergangenheit mit der fortschreitenden, digitalen Entwicklung entstanden sind, gibt es keine direkte Ausbildungsmöglichkeit. Wer einen Job in einer dieser neu geschaffenen Positionen haben möchte, braucht weniger aussagekräftige Zeugnisse sondern vielmehr einen roten Faden im Lebenslauf.

Möchten Sie sich beispielsweise als Social Media Manager bewerben, haben sie idealerweise bereits Praxiserfahrungen wie Praktika in einer Internetagentur oder einen beruflichen Hintergrund, der im Marketing angesiedelt ist. Das kann beispielsweise ein BWL Studium mit dem Schwerpunkt Marketing sein oder aber auch eine Ausbildung als Marketing-Assistentin. Idealerweise können Sie auch im privaten Bereich eine Affinität zu den sozialen Netzwerken nachweisen. Dennoch gilt dies nicht für alle Branchen.

Branchen, in denen gute Zeugnisse weiterhin gefragt sind…

Die Berufe, in denen Personaler trotz aller Quereinstiege weiterhin ein gutes Zeugnis sehen wollen, werden weiterhin auf dem Arbeitsmarkt bestehen bleiben. Vor allem Berufe, die ein Studium erfordern, wie Medizin oder Jura, werden ihren Nachwuchs auch perspektivisch nach deren Zeugnissen beurteilen.

Betrachtet man Stellenausschreibungen in diesen Branchen, wird sogar oft nach einem Prädikatsexamen gefragt; wer dies nicht vorweisen kann, der kann auch mit Teamfähigkeit, Flexibilität und Arbeitserfahrungen nicht punkten. Anders ist dies in Branchen, die dringend auf Nachwuchs hoffen, wie beispielsweise in der Ingenieursbranche. Hier können Absolventen mit schlechtem Zeugnis darauf hoffen, dennoch eine gute Position zu erreichen.

…und solche, die statt Zeugnissen lieber Menschen einstellen.

Fotografie, Marketing und Werbung: Wer einen kreativen Beruf ergreift, der braucht vor allem überzeugende Arbeitsproben. Auch hier sind natürlich eine gute Ausbildung und entsprechende Noten nicht nachteilig; dennoch geht es bei der Bewerbung vorrangig darum nachzuweisen, dass Sie mit Ihrem Geist, Ihren Ideen und Ihrer Kreativität das Unternehmen bereichern.

Kreative Berufe leben von der Persönlichkeit des Arbeitnehmers. Daher ist eine Bewerbung und ein Bewerbungsgespräch mit einer Showbühne vergleichbar, auf der die Präsentation über eine Zu- oder Absage entscheidet.

Neben der Branche ist es außerdem entscheidend, wie groß das Unternehmen ist. Kleine Unternehmen haben einerseits oftmals mehr Schwierigkeiten, gute Mitarbeiter zu finden und machen daher in Ihren Ansprüchen was Noten und Abschlüsse angeht Abstriche. Andererseits sind die Bewerbungsverfahren hier auch weniger standardisiert, so dass Bewerber nicht bereits mit der Angabe der Abschlussnote durch den technischen Spamfilter fallen.

Bewerber, die – mit guten oder schlechten Abschlussnoten – auf der Suche nach einem neuen Job sind, finden auf workpool-jobs passende Stellenanzeigen für Deutschland, Österreich und die Schweiz für alle Branchen und Arbeitsmodelle. Eine weitere Möglichkeit bietet sich hier in der Passivsuche.

Kostenlos können sich Arbeitsuchende auf der Plattform registrieren, ihren Lebenslauf sowie Zeugnisse und Referenzen hinterlegen und somit potenzielle Arbeitgeber auf sich aufmerksam machen.